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Diamond Open Access

Auch das Publizieren unter Open-Access-Bedingungen kostet Geld: Infrastrukturen, Personal und weitere Dienstleistungen müssen finanziert werden. Hierfür gibt es unterschiedliche Geschäfts- und Finanzierungsmodelle, beispielsweise Diamond Open Access. Im Gegensatz zum Gold-Open-Access-Modell wird bei Diamond Open Access das Publizieren direkt finanziert (z.B. von Einrichtungen oder Konsortien), d.h. es werden keine Gebühren von Leser*innen oder Autor*innen erhoben.

Neben den geschäftlichen Aspekten unterstützt das Diamond-Open-Access-Modell wissenschaftspolitische Forderungen nach fairem Zugang, organisatorischer Nachhaltigkeit und digitaler Souveränität. In dieser Hinsicht leisten Diamond-Open-Access-Modelle also einen Beitrag zur Vielfalt der Publikationslandschaft und zur Verbreitung wissenschaftsgeleiteter Infrastrukturen.

Definitionen von Diamond Open Access

Es gibt unterschiedliche Definitionen von Diamond Open Access. Alle haben gemein, dass keine Gebühren von Leser*innen und Autor*innen erhoben werden. Die DFG-geförderte „Servicestelle Diamond Open Access“ (SeDOA) hat im September 2025 eine Minimaldefinition für Zeitschriften und Bücher veröffentlicht, die unterschiedliche nationale und internationale Perspektiven zu vereinen versucht:

In Diamond-Open-Access-Zeitschriften werden qualitätsgeprüfte Beiträge kostenfrei für Autor:innen und Leser:innen unter einer open-access-konformen Lizenz veröffentlicht. Die Zeitschrift bzw. die Titelrechte gehören der wissenschaftlichen Community. Diamond-Open-Access-Zeitschriften dienen der wissenschaftlichen Kommunikation und nicht kommerziellen Zwecken.

In Diamond-Open-Access-Büchern werden qualitätsgeprüfte Inhalte kostenfrei für Autor:innen und Leser:innen unter einer open-access-konformen Lizenz veröffentlicht. Die Buch- und Reihentitel gehören der wissenschaftlichen Community. Diamond-Open-Access-Bücher dienen der wissenschaftlichen Kommunikation und nicht kommerziellen Zwecken.

Diesen beiden Definitionen verweisen zunächst auf die Qualitätsprüfung von Inhalten und damit verbundenen Standards wissenschaftlichen Arbeitens. Anschließend wird die bereits erwähnte Kosten- bzw. Gebührenfreiheit hervorgehoben und somit ein fairer Zugang für alle Forschenden sichergestellt. Immerhin, so heißt es später, gehören die korrespondierenden Zeitschriften, Buch- und Reihentitel den Forschenden bzw. der wissenschaftlichen Gemeinschaft insgesamt. Die Definitionen betonen zugleich die Notwendigkeit einer open-access-konformen, d.h. möglichst offenen Lizenz sowie den grundsätzlich nicht-kommerziellen Charakter von Publikationen im Diamond-Open-Access-Modell. Da beide Aspekte Gegenstand intensiver Debatten sind, möchten wir sie kurz vertiefen.

Fragen der Nicht-Kommerzialität

Ein wesentlicher Ausgangspunkt der gesamten Open-Access-Bewegung seit den 1990ern Jahren war die Kritik an der zunehmenden Kommodifizierung wissenschaftlichen Wissens in Form von wissenschaftlicher Publikationen. Unabhängig von der Entwicklung anderer Open-Access-Modelle und Vorhaben zur Beschleunigung der Transformation formulieren insbesondere Diamond-Open-Access-Modelle den grundsätzlichen Anspruch, dass wissenschaftliche Publikationen vorrangig der Kommunikation, nicht der Monetarisierung dienen. In seiner extremsten Form wird darunter eine Forderung nach Gewinnlosigkeit verstanden, die für den Prozess des wissenschaftlichen Publizierens nur die Einbindung von gemeinnütziger Akteur*innen vorsieht.

Zugleich zeigt sich in vielen aktiven Publikationskontexten (z.B. Universitätsverlagen), dass die Einbindung kommerzieller, gewinnorientierter Akteur*innen sinnvoll oder gar notwendig ist. Services im Bereich Übersetzung, Lektorat, Layout, Satz, Print-on-demand, Marketing und Distribution können, je nach Fall, kosteneffizienter und bedarfsorientierter von diesen Akteur*innen erbracht werden. Der grundsätzlich nicht-kommerzielle Zweck von Diamond-Open-Access-Modellen bleibt hiervon unberührt.

„Echte“ Open-Access-Lizenzen

Die Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen (2023) proklamiert, dass Open-Access-Publikationen digital, kostenfrei und öffentlich über das Internet zugänglich sowie ohne technische und rechtliche Barrieren gelesen, kopiert, verteilt, gedruckt und durchsucht werden können. Eine solche, open-access-konforme Nachnutzung ist nur mit einer sehr offenen Lizenz möglich. Bei den weit verbreiteten Creative-Commons-Lizenzen genügen nur die Formen CC BY und CC BY-SA diesen Anforderungen.

Zugleich können unter bestimmten Bedingungen restriktivere Creative-Commons-Lizenzformen sinnvoll sein, etwa wenn die kommerzielle Nachnutzung (CC BY-NC) für Abbildung von Kunstwerken oder die verändernde Nachnutzung (CC BY-ND) bei medizinischen Richtlinien eingeschränkt werden soll. Auch wenn solche Einzelfallentscheidungen für bestimmte Kontexte nachvollziehbar sind, harmonieren sie nicht mit dem in der Berliner Erklärung formulierten Anspruch auf Offenheit. Sie sind in diesem Sinne nicht open-access-konform und sollten für Diamond-Open-Access-Publikationen die Ausnahme bleiben.

Engagement von BerlinUP

BerlinUP ist ein wissenschaftlicher, nicht-kommerzieller Open-Access-Verlag ohne Gebühren für Autor*innen — der Verlag fühlt sich dem Diamond-Open-Access-Modell verpflichtet. Damit setzt sich BerlinUP bewusst ab von gewinnorientierten, kommerziellen Verlagen. Der Verlag folgt so Forderungen von Wissenschaftsorganisationen und Fördereinrichtungen, frei zugängliche Erstpublikationen mit wissenschaftsnahen Publikationsinfrastrukturen von öffentlichen Einrichtungen zu ermöglichen.

Entsprechend engagiert sich BerlinUP auf nationaler und internationaler Ebene in unterschiedlichen Organisationen und Projekten. Als Mitglied der AG Universitätsverlage vernetzt sich der Verlag im deutschsprachigen Raum und arbeitet mit an Standards für qualitätsvolles und nachhaltiges Publizieren. In der nationalen Servicestelle Diamond Open Access (SeDOA) bringt der Verlag in den Bereichen Publikationsdienste, Community-Building und Innovationsentwicklung seine praxisnahe Expertise standortübergreifend ein. Schließlich unterstützen finanziell einzelne Trägereinrichtungen von BerlinUP internationale Diamond-Open-Access-Infrastrukturen, um die Transformation zu fairem Open Access zu befördern.