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Verantwortungsvoller Umgang mit Metriken und gute wissenschaftliche Praxis

Die Berechnung bibliometrischer Kennzahlen ist mitunter intransparent, die zugrundeliegenden Daten sind nicht immer bekannt und die Indikatoren teilweise manipulierbar. Daher gibt es zunehmend wissenschaftsinterne Bemühungen, die in der Wissenschaftsbewertung eingesetzten Indikatoren sachgemäß und verantwortungsvoll zu nutzen sowie den Fokus auf quantitative Indikatoren zugunsten qualitativer Bewertung zu verringern – kurz gesagt: Publikationen sollten weniger anhand von Zahlen und mehr anhand ihres Inhalts und ihrer Qualität sowie im Kontext ihrer Disziplin bewertet werden. Viele Fördermittelgeber, aber auch Initiativen aus der Forschung selbst und den forschungsnahen Dienstleistungseinrichtungen, haben hierzu mittlerweile eindeutige Positionen bezogen.

Die Haltung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)

Seit 2019 ist es für Antragsteller*innen, die Fördermittel durch die DFG erhalten möchten, verpflichtend, die Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis anzuerkennen und umzusetzen.

In ihrem Positionspapier zur Wissenschaftsbewertung betont die DFG die Relevanz eines verantwortungsvollen Umgangs mit bibliometrisch erhobenen Daten. In dem Papier wird explizit eine Bewertung des wissenschaftlichen Inhalts und nicht des Publikationsformats gefordert sowie auf die Berücksichtigung unterschiedlicher Fach- und disziplinspezifischer Publikationskulturen hingewiesen. Darüber hinaus soll in die Bewertung wissenschaftlicher Leistung einfließen, ob prozessübergreifende Sicherungsmaßnahmen eingehalten, die Zielgruppen erreicht oder ob Open-Access-Publikationsformate genutzt werden.

Die DFG hat im Jahr 2022 ein Maßnahmenpaket zum Wandel der wissenschaftlichen Bewertungskultur beschlossen und wird in diesem Zuge ab März 2023 für alle Förderprogramme unter anderem eine angepasste Lebenslaufvorlage vorschreiben, um qualitative Bewertungskriterien gegenüber quantitativer Kennzahlen zu stärken. So werden beispielsweise Indikatoren wie der h-Index nicht mehr abgefragt und spielen bei der potenziellen Bewilligung von Fördermitteln keine Rolle mehr.

San Francisco Declaration on Research Assessment (DORA)

Auch in der von 2012 stammenden Erklärung zur Forschungserhebung und -bewertung wird die Anwendung und Vermittlung guter wissenschaftlicher Praxis betont. Eine der Hauptforderungen sind die Abkehr vom Journal Impact Factor als Qualitätsindikator und die transparente Offenlegung von zur Erhebung genutzten Indikatoren. Die Erklärung wurde bisher von mehr als 21.700 Individuen und Organisationen in 158 Ländern unterzeichnet (Stand Mai 2022), unter anderem von der DFG.

Leidener Manifest

Die im Leidener Manifest postulierten zehn Grundsätze sollen dazu dienen, Metriken und bibliometrische Kennzahlen entsprechend einer vorher festgelegten Zielsetzung zu verwenden. Erhobene Daten und quantitative Kennzahlen sollen dazu dienen, das Urteilsvermögen in Bezug auf eine Forschungsbewertung zu unterstützen, diese aber nicht alleinig bestimmen. So wird zum Beispiel die Ergänzung quantitativer Kennzahlen um qualitative Kriterien gefordert. Außerdem sollen verwendete Daten transparent offengelegt und die entsprechenden Indikatoren regelmäßig aktualisiert werden.

The Metric Tide

In diesem Review von 2015 werden Empfehlungen für unterschiedliche Stakeholder formuliert. Diese basieren auf Prinzipien für einen verantwortungsvollen Umgang mit Metriken, wie zum Beispiel Diversität und Reflexivität.